Unsere Wohnungseinrichtung läuft oft den natürlichen Bedürfnissen unserer Hauskatzen entgegen, mit dem Resultat, dass sie sich unwohl fühlen und Verhaltensprobleme entwickeln können. Catification heißt, die natürlichen Bedürfnisse der Miezen zu kennen und sie bei der Inneneinrichtung zu berücksichtigen, quasi die Mieze als Mit-Kunde beim Innenarchitekten bzw. unserer Einrichtungsgestaltung zu betrachte. Der Begriff wurde vom US-amerikanischen Verhaltenstrainer und Autor Jackson Galaxy geprägt für katzengerechte Raumgestaltung.

Natürliche Bedürfnisse der Katze in ihrem Revier:

 Miezes Revier

Jede Katze hat ein Revier, das ist die Wohnung oder für Freiläufer erstreckt es sich auch nach draußen. Dieses Revier kontrolliert sie regelmäßig und setzt Duftmarkierungen als Kommentar und Besitzanspruch durch Kratzen oder Kopfreiben (oder sogar Urin, bei nicht-sterilisierten Katern).
Damit die Katze ihr Hausrevier definieren kann ohne dabei die Möbel zu zerlegen, helfen Markierer, d.h. Kratzmöbel, Katzenbetten oder sogar das Katzenklo, hier markiert sie aktiv ihre Gegenstände. Eher indirekt wirken sog. Dufthalter, weiche Materialien, die den Geruch der Katze aufnehmen (weiches Spielzeug, Katzenbett, Kissen oder Teppiche). Über die Markierung mit ihrem Geruch steckt die Katze ihr Revier ab, auf das sie Besitzanspruch erhebt. Dies ist ihrs!
Das Zentrum des Reviers (Kernrevier) ist der Bereich der Wohnung, in dem Mieze sich sicher fühlt und in den sie sich zurückzieht, um ungestört zu sein oder zu schlafen. Von hier aus erobern auch neu angekommene Miezen ihr neues Zuhause.
Wohnen mehrere Katzen zusammen, teilen sie sich das Revier auf und benutzen sogar Markierer gemeinsam. Trotzdem sollte jede Katze eigene Markierer (Kratzbaum, Toilette, Katzenbett) und Spielzeug haben.

Gato arañando, rascando un taburete mueble

Katzen wollen beschäftigt werden: Der Arbeitstag der Katze

Eine ausgeglichene Mieze ist selbstbewusst und sie fühlt sich sicher in ihrem Revier. Sie hat ihren Katzenjob, d.h. sie ist katzengerecht beschäftigt mit dem, was Katzen so tun: Jagen, Fangen, „Beute töten“, Essen, Putzen und viel Schlafen. (Jackson Galaxy nennt dies Catmojo). Als Reviergestalter sollte der Mensch ihnen Möglichkeiten geben, diesen Aktivitäten nachzugehen und ihrem artspezifischen Leben Sinn zu geben.

Gato cazando y jugando con juguete para gatos

Katzen lieben sichere Plätze:

In der Natur sind Katzen sowohl Jäger als auch begehrte Beute und diese Sandwichsituation in der Nahrungskette prägt ihr Verhalten. Sie lieben sichere, erhöhte Aussichtspunkte, von dem man aus das Buffet beobachten kann aber gleichzeitig geschützt liegt. Als Einzeljäger sind sie auf Fitness angewiesen, d.h. bevor sie das Risiko eingehen, in einem Konflikt ernsthaft verletzt zu werden, suchen sie das Weite (Flight-of-fight), abgesehen vom Kampf um rollige Weibchen aber dies ist ein anderes Thema. Bei der Gestaltung der katzenrechten Wohnung ist das daher sinnvoll, hohe Aussichtsposten einzurichten, in Form von Regalen, Liegeregalen über Türrahmen oder Zugänge auf den Schrank.

Gato subido a un mueble

Wie gestalten wir eine katzengerechte Wohnung?

Um die Mieze zu Hause glücklich zu machen, sollte man ihre natürlichen territoriales Bedürfnisse umsetzen, d.h. sichere und ungestörte Schlafplätze, viele Möglichkeiten zum Spielen und Jagen und Kratzmöbel zum Markieren und Kommunizieren.
Im Zentrum des Reviers sollte ein gemütlicher Platz zum Schlafen sein, Spielzeug zum Jagen, Fangen „Töten“ und ganz wichtig: Markierer in Form von Kratzmöbeln und Katzenbetten und Dufthalter. Das Zentrum sollte nahe am Familiengeschehens sein (Waschküche ist keine Lösung), denn Mieze soll sich ja bei und mit uns wohlfühlen. Im Kernrevier riecht es deshalb auch nach „Mitbewohner Mensch“.
Ein kompliziertes Thema ist das Kratzen am Sofa. Katze und Mensch verbringen glückliche Stunden zusammen auf dem Sofa und die Mieze „erzählt“ davon, indem sie kratzt. Scheint ganz normal – aber kompliziert für die Inneneinrichtung. Eine Alternative ist, das Kratzen vom Sofa auf ein dekoratives Kratzmöbel neben dem Sofa umzulenken.
Katzen sollen sich im Zentrum ihres Reviers sicher fühlen können, denn hierhin ziehen sie sich zurück (cocoonen). Dies heißt zurückziehen aber nicht verstecken. Im Notfall soll der Mensch Zugriff auf die Mieze haben können. Eine Katze, die sich versteckt (caving), unter dem Schrank, Sofa oder Bett, fühlt sich unsicher und ist gestresst. Schöne Plätze für das Cocooning sind geschlossene Katzenkörbe oder Katzenhöhlen, die aber in der Nähe des Familienmittelpunktes stehen sollten.
Hohe Katzenkratzbäume, Liegeregale an der Wand oder Zugang zum oberen Bücherregal oder Schrank bieten sichere Liegeplätze für die Katz´. Hierhin kann sie sich zurückziehen, hat einen guten Überblick und erfüllt Teil ihres Fitnessprogramms. Bei der Gestaltung einer katzengerechten Wohnung eröffnet die „3. Dimension“ raumsparende und oft diskrete Möglichkeiten. Neutrale, schmale Regalbretter als Stufen oder originelle Regale oder Leitern helfen ihr nach oben.
Gemeinsames Spielen mit der Katze und Spielzeug sind ein wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens. Katzen sind ziemlich unabhängig, wenn es um das Spielen geht und mehrere Katzen beschäftigen sich meist gut miteinander. Trotzdem geht nichts über die gemeinsame Zeit mit Hooman. Es gibt eine Vielzahl von Katzenspielzeug auf dem Markt, wichtig bei der Auswahl ist, dass das Spielzeug die natürlichen Jagdbedürfnisse aufgreift.
Reine Hauskatzen lieben den Ausblick nach draußen, um das Geschehen zu beobachten. Wer in einer Altbauwohnung eine breite Fensterbank hat, kann hier ein Plätzchen für die Mieze einrichten, erst recht, wenn darunter ein Heizkörper ist. Sonst kann man einen Beistelltisch vor die Fensterbank stellen oder eine Katzenmöbel in der Höhe. Dies wird Mieze´s Fernsehraum. Mittlerweile finden sich im Markt kleine Liegeplätze, die an den Fensterscheiben befestigt werden können.

Quellen: Catify to Satisfy: Jackson Galaxy, Kate Benjamin, New York 2015 ISBN 978-0-399-17699-9

Catification: Designing a Happy and Stylish Home for Your Cat (and You!) by Jackson Galaxy

Author Sylvia Lucas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert